2023 wurde der wärmste September aller Zeiten verbucht – mit Außentemperaturen von über 30°C (in Deutschland!). In diesem Beitrag wollen wir erörtern, welche Auswirkungen das derzeitige Klima, mit Fokus: Deutschland, auf die Durchführung von GDP-Mappings haben kann.
Ausgangsposition
Saisonale Wiederholungs-Mappings sollen bei Räumen oder Bereichen mit Einfluss des Außenklimas den Nachweis erbringen, dass diese ganzjährig den Anforderungen entsprechen.
Der EU-GDP-Leitfaden fordert unter Punkt 3.2.1 „die Temperaturverteilungsstudie sollte auf der Basis einer entsprechenden Risikobewertung wiederholt werden, bzw. immer dann, wenn erhebliche Veränderungen an den Räumlichkeiten oder der Temperaturüberwachungsanlage vorgenommen werden“.
Die WHO-Guideline beschreibt die Notwendigkeit eines wiederholten Mappings, wenn unerklärliche Schwankungen durch das Überwachungssystem festgestellt wurden. Im Supplement 8 Kapitel 2.4.2 werden saisonale Mappings gefordert, da die kritischen Punkte (Hot- und Coldspot) im Sommer und Winter erheblich voneinander abweichen können.
Im ISPE Good Practice Guide „Cold Chain Management“ Kapitel 6.5.1 sollten saisonale Mappings je nach Standort und Art einer Kühlkammer berücksichtigt werden. Im ISPE Practice Guide „Controlled Temperature, Chamber Mapping and Monitoring“ wird im Kapitel 6.4 darauf verwiesen, dass u. a. die Lage (der geografische Einfluss der äußeren Bedingungen) ein Einflussfaktor auf die Mappingstrategie ist.
Die Anforderungen sind je nach Guideline also etwas unterschiedlich formuliert, zielen am Ende aber alle auf dieselbe Vorgehensweise hin:
- Riskobetrachtung
- Wenn das Außenklima einen Einfluss auf den Raum oder Bereich hat, ist auch ein saisonales Mapping notwendig.
Der richtige Zeitpunkt
Wetterentwicklung in Deutschland
- Trend der Durchschnittstemperatur zeigt nach oben
- Trend der durchschnittlichen Sonnenstunden in Deutschland zeigt nach oben
- Trend der Anzahl der Wetterextreme (sehr heiße Tage, sehr hohe Niederschläge) zeigt nach oben
Was bedeutet die Wetterentwicklung für bestehende Lager Raum-Qualifizierungen / Mappings
- Auswertung der Alarmüberschreitungen (z. B. mit dem Vorjahr als Vergleichszeitraum)
- Auswertung der Mittelwerte (z. B. jährliche Mittelwerte)
Was bedeutet die Wetterentwicklung für bevorstehende Mappings?
Die steigenden Temperaturen sollten bei der Risikobetrachtung eines Mappings berücksichtigt werden. Ein Sommer-Mapping bei hohen Temperaturen wird dabei in den meisten Fällen unumgänglich sein. Als Sommermonate können Juni-August eingeplant werden (und wie man 2023 gesehen hat, kann dies ggf. auch im September oder gar Oktober möglich sein).
Sofern die „frühen“ oder „späten“ warmen Monate wie Mai oder September für das Sommer-Mapping gewählt werden, sollte beachtet werden, dass durch den veränderten Sonnenstand und die kürzeren Tage nicht dieselben Ergebnisse zu erwarten sind, wie in den Hochsommermonaten Juli oder August.
Winter-Mappings mit längeren Phasen von Temperaturen unter 0°C sind sehr schwer planbar. In erste Linie sollten durch ein Mapping in der kalten Jahreszeit die kritischen Punkte (Cold Spots) identifiziert werden, aber auch mögliche zusätzliche Hot-Spots, welche durch Heizungen oder andere Wärmequellen hervorgerufen werden können. Diese Punkte sollten ebenfalls mit Hilfe des kontinuierlichen Monitoringsystems fortlaufendend überwacht werden, um dann auch für die sehr kalten Tage gewappnet zu sein.
Real-Time-Mapping
Sofern das verwendete Mapping-System die Möglichkeit besitzt die Daten in Echtzeit auszulesen („Real-Time-Mapping“), kann schon während des Mappings überprüft werden, ob das vorliegende Außenklima den zu prüfenden Bereich bereits an seine Grenzen gebracht hat oder ob ggf. eine Verlängerung der Aufzeichnung Sinn machen könnte (z.. bei entsprechender Wetterprognose für die nächsten Tage).Optimierung des Monitoringsystems
Fazit
Sandro Bretag, Qualifizierung und Projektkoordination bei BRIEM
Sascha Poloczek, Business Development bei BRIEM